MyGames – Jugendtagung im bayerischen Landtag
Zum Abschluss der sechsteiligen Jugendtagungsreihe zum Thema Computerspiele besuchten gut 150 Schülerinnen und Schüler aus fünf bayrischen Städten den Landtag, um eigene Games und Filme, Anregungen und Ansätze zum Thema Gaming zu präsentieren. Weitere Infos zum Programm finden Sie hier.
“Wie sieht ein Gamer aus? Ganz normal!” Sieben Schulklassen aus Augsburg, Bamberg, München, Nürnberg und Traunstein eroberten bei der sechsten Jugendtagung MyGames den Bayerischen Landtag, um sich mit Politikern und Experten über aktuelle Fragen zum Thema Computerspiele auszutauschen. Dabei verwandelten die begeisterten Schüler den Plenarsaal schon mal in ein Game-Stadion.
Die Tagung bildete den Abschluss des Modellprojekts des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis in Zusammenarbeit mit dem Medienzentrum Parabol. Im vollbesetzten Plenaarsaal präsentierten die Jugendlichen Ergebnisse ihrer Projekte in Filmen, Referaten und eigens kreierten Karten- und Computerspielen und bekamen die Gelegenheit, brennende Fragen rund um das Thema Games mit Politikern und Experten zu diskutieren.
150 Jugendliche eroberten bei der sechsten Jugendtagung MyGames den Bayerischen Landtag, um sich mit Politikern und Experten über aktuelle Fragen zum Thema Computerspiele auszutauschen. „Jugendliche wissen mehr über Computerspiele als wir“, so der Vizepräsident des Bayerischen Landtags und Schirmherr der Jugendtagung Franz Maget.
MyGames ist ein Modellprojekt des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis in Zusammenarbeit mit dem Medienzentrum Parabol und wird durch die Stiftung Deutsche Jugendmarke e.V. unterstützt. Die Jugendtagung bildete den Abschluss des Projekts und bildete eine Plattform für Jugendliche, die Ergebnisse ihrer Projekte einem breiten Publikum zu präsentieren und die Chance zu erhalten, Politiker und Experten Fragen rund um Games zu stellen.
Schon bei der Begrüßung durch Kathrin Demmler, Direktorin des JFF, durften die Teilnehmenden selbst aktiv werden und Massively Multiplayer Schere-Stein-Papier spielen.
Ein Referat des Schülers Jakob Käs über die Geschichte und Genres von Games klärte Unterschiede zwischen Rollenspielen wie World of Warcraft, Strategiespielen wie Starcraft oder Ego-Shooter wie Call of Duty auf und schloss mit dem Zitat „Wenn Politiker sagen, dass Ego-Shooter aggressiv machen, haben sie noch nie die Regenbogenstrecke bei Mario Kart gespielt!“. Diese Aussage verdeutlicht, dass Jugendliche und ihre Computerspielkultur ernst genommen werden möchten.
Eine Schülerfilmproduktion der Klasse 10a des Augsburger Stetten-Instituts zeigte die Sicht der Gesellschaft auf Games, die sich von „einfach rumknallen“ über „jemand anderes sein“ bis hin zu „Fähigkeiten erlernen“ erstreckt. Schüler des Michaeligymnasiums München verwandelten in einer kreativen und sehr unterhaltsamen Auseinandersetzung über Games das Klassenzimmer in ein menschliches Tetris oder den Schulhof in NeedForSpeed. Dass die Beschäftigung mit Computerspielen durchaus die Kreativität anregen kann, zeigten Schüler der 8m von der Wilhelm-Löhe-Schule in Nürnberg: Sie testeten das Gamedesign Kodu, mit dem man eigene Computerspielwelten erschaffen und selbst Spielideen umsetzen kann. Dabei entstanden wilde Phantasiewelten, in denen bunte Bäume erobert, Schluchten überwunden oder Sterne gesammelt werden müssen. „In eine eigene Welt eintauchen“, „Einfach mal abschalten vom stressigen Alltag“ – diese Motive der Gamerinnen und Gamer wurden hier deutlich.
Nicht immer den normalen Spielregeln zu folgen war das Anliegen von Spielemacher Ulrich Tausend, der als Auflockerung den Plenarsaal gegeneinander Bling Pong! spielen ließ und dabei jede Menge Begeisterung auslöste. Die Jugendlichen waren mit solch einem Feuereifer dabei, dass sie den Plenarsaal für ein paar Minuten kurzerhand in ein Game-Stadion verwandelten.
Dass Medienkompetenz im Umgang mit Computerspielen sehr gefragt ist, demonstrierten Schüler des Clavius-Gymnasiums Bamberg. Sie stellten das Peer-to-Peer-Projekt Netzgänger vor, bei dem Elftklässler als Medienmentoren jüngere Schüler über Computerspielsucht aufklären und Fragen über Technik und Recht beantworten.
Ein Kartenspiel, das von Schülern der Mittelschule an der Feldbergstraße München und der Reiffenstuelschule Traunstein entwickelt wurde, gab schließlich Anlass zur inhaltlichen Diskussion über beliebte Games und zum ersten Austausch mit den Politikern. Abgeordnete des Bayerischen Landtags bildeten zusammen mit den Schülern Teams und konnten dabei einiges von den Jugendlichen lernen.
In der Pause waren die Teilnehmer dazu aufgerufen, selbst aktiv zu werden und Computer- und Kartenspiele auszuprobieren, ihre Gedanken und Meinungen zum Thema Games in der MyGames Talkbox preiszugeben oder sich über Projekte wie die Kampagne von Jugendlichen für Toleranz KAJUTO zu informieren.
Im voll besetzten Plenarsaal stellten sich anschließend Klaus-Peter Potthast, Leiter der Mediengruppe der Staatskanzlei, den Fragen der Schüler. „Wer bestimmt die Altersbeschränkungen?“ „Wann genau mache ich mich strafbar?“ – schnell wurde klar, dass Jugendliche sich nicht mit allgemeinen Aussagen zufriedengeben, sondern detaillierte Informationen zu Themen wie Jugendmedienschutz, Urheberrecht oder Internetsicherheit einfordern. Die Schüler zeigten, dass sie sich mit ganz aktuellen Themen wie beispielsweise ACTA beschäftigen und sich mehr Aufklärung von Seiten der Politik wünschen.
Auch mit den Meinungen der Jugendlichen sahen sich die Experten und Politiker konfrontiert. Wenn sie beim Jugendschutz mitreden dürften, würden sie das geistige Alter und die persönliche Reife der Jugendlichen bei der Altersbeschränkung berücksichtigen und die Eltern mehr zur Verantwortung ziehen. Ganz konkrete Vorschläge hatte dieser Schüler: „Ich würde mehr in Laptopklassen investieren und den Informatikunterricht interessanter gestalten“, so seine Forderung. Die spontane Abstimmung im Plenum ergab, dass sich die meisten Jugendlichen mehr Beschäftigung mit Medien im Unterricht wünschen. „Ich habe keine Lust, mit meinem Lehrer über Games zu sprechen, wenn er eine ablehnende Haltung dazu hat.“ Die Schüler betonten immer wieder, dass Eltern und Lehrer sich der Lebensrealität von Jugendlichen stellen müssen und Interesse an Computerspielen zeigen sollten. „Man könnte doch mal eine LAN-Party für Lehrer anbieten“ so der Vorschlag einer Schülerin. Dass Computer spielen neben Spaß, Faszination und Stressbewältigung auch Gefahren birgt, ist vielen Jugendlichen bewusst. Jedoch erhoffen sie sich eine differenziertere Wahrnehmung von Seiten der Erwachsenen.
Als Abschluss bewiesen die Schüler im MyGamesQuiz ihr Wissen über Computerspiele. Die Gruppe, die sich am besten mit Fragen wie „Wann wurde Super Mario entwickelt?“ oder „Wann gewann zum ersten Mal ein Schachcomputer gegen einen menschenlichen Schachspieler?“ auskannten, wurde mit Preisen belohnt.
Die Jugendlichen zeigten sich mit der Tagung sehr zufrieden, sie schätzten besonders den direkten Kontakt zu Politikern, dass sie einmal ihre Sorgen ansprechen konnten und Vorurteile von Seiten der Erwachsenen etwas entgegnen konnten. Unter den Schulklassen bezeichneten sich sehr viele als Gamerinnen oder Gamer und die Frage „Wie sieht ein Gamer aus?“ beantworteten viele schlichtweg mit: „Ganz normal!“ Computerspiele sind eben durch alle Schichten und Altersgruppen fester Bestandteil des Alltags von Kindern und Jugendlichen geworden und werden längst nicht mehr nur von Nerds oder Freaks konsumiert. Die Tagung, die Jugendliche und Erwachsene, Schüler und Politiker näher brachte war also ein voller Erfolg und ein kleiner Schritt in Richtung mehr Dialog über Games.